Axel ist heute 14 Jahre alt. Dank eines Artikels von Frau Prof. Wilken in der Zeitschrift "Leben mit Down-Syndrom" lernte Axel bereits mit einem Jahr die erste Gebärde. Gebärde wurde immer gekoppelt an Sprache (Pantomime ohne Sprache kann er nicht ausfüren, er verrät die Bedeutung der Gebärde immer durch die Sprache!) und war und ist uns eine große Hilfe, seine oft undeutliche oder unvollstädige Aussprache zu verstehen. Was er deutlich genug spricht, gebärdet er nicht mehr; wenn wir ein Wort 3mal nicht verstanden haben, ergänzt er die Gebärde, soweit er eine hierfür kennt. Am kommunikativsten ist er auf Wanderungen oder im Schwimmbad! Mit zunehmendem Alter und zunehmender Sprachkompetenz stießen wir jedoch immer wieder an Grenzen. So ist die Gebärde für Nomen, Verb und Adjektiv (z.B. Hitze, heiß, schwitzen) dieselbe. Die verschiedenen grammatikalischen Verbformen (Konjunktiv, Zeiten, Konjugationen usw.) gibt es nicht als differenzierte Gebärde. Hörgeschädigte, an deren Gebärdenwortschatz sich die Unterstützte Kommunikation orientiert, verwenden diesbezüglich eine andere Grammatik.
Beraten von "OHNE WORTE" in Frankfurt wurde bei der Krankenkasse ein Mind Express (komplexer Talker) beantragt und nach Probezeit auch bewilligt. Axel lehnt ihn jedoch als Kommunikationshilfe ab!!! Gebärden sind schneller und überall verfügbar. Aber als Lerngerät akzeptiert er ihn. Ich gebe ihm in Absprache mit seinem Klassenlehrer "Talker-Karten" mit in die Schule und Wartesituationen können nun von ihm sinnvoll genutzt werden, indem er einen Satz aus diesen Karten nachbildet. Jeden Tag schreibt er auf diese Weise mindestens einen Satz und es ist erstaunlich - er fängt nun an, vollständige Sätze zu sprechen - nicht immer, nicht regelmäßig, aber immer öfter. Er lernt die verschiedenen grammatikalischen Formen der Verben kennen und versucht sich aktiv in ihrem Einsatz (mit denselben Fehlern, die unsere 3-jährigen Kinder ohne Down-Syndrom auch machten). Abends nimmt er den Talker manchmal mit ins Bett, hört sich dort aufgesprochene Sätze ab oder nimmt die "Talker-Karten" mit und wiederholt sie.
Zusammenfassend kann ich sagen: der Talker wird von Axel als Lerngerät genutzt, während der spontanen Kommunikation lehnt er ihn ab. Hier setzt er ergänzend zur Sprache die Gebärde ein, um besser verstanden zu werden. Der Talker ist sehr teuer, nicht in allen Situationen verfügbar (z.B. Schwimmbad) und zu langsam. Axels Wortschatz ist sehr umfangreich, d.h. der Talker muss einen komplexen Aufbau über mehrere Ebenen haben, damit Axel alle Themen abdecken kann. Das verlangsamt jedoch die Satzbildung.
(Sabine Häusler)