Nystagmus
Der Nystagmus, d.h. das Augenzittern kann verschiedene Ursachen haben. Bei Axel haben sich verschiedene
Ursachen kombiniert und erst im Laufe der Zeit ließen sich die Ursachen voneinander unterscheiden.
Ich als Mutter erkannte den Nystagmus erstmals nach einer Paukenröhrchenoperation (Axel war
damals etwa 3 Jahre alt): Es wurde
dabei sehr viel sehr dickes Sekret hinter dem Trommelfell entfernt, nachdem die seit einem Jahr
liegenden Röhrchen samt Ohrenschmalz aus den sehr engen Gehörgängen entfernt worden waren.
Probleme mit Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Verschiedenen Sehschärfen der Augen hatten wir bereits
erstmals mit 1 Jahr, genau wie die unterschiedlichen Hörprobleme beider Ohren.
Häufige Ursachen für den Nystagmus:
-
beginnendes Schielen: Einer Schielentwicklung geht oft über einige Zeit
ein Augenzittern voraus.
- Behandlung: Regelmäßiges wechselseitiges Abkleben eines Auges, um das andere Auge
zu trainieren, sowie eine Brille, um die unterschiedliche Sehschärfe der Augen, die die
Schielentwicklung der Augen provoziert hat, auszugleichen. Wenn sich schon ein Schielwinkel entwickelt hat,
kann mittels Krankengymnastik nach Vojta das Auge immer wieder für einen Moment richtig gestellt werden.
Das könnte die Therapie durch das wechselseitige Abkleben der Augen unterstützen.
- der schwache Muskeltonus und Weitsichtigkeit:
Das Kind will in der Nähe deutlich sehen und muss die schwachen Augenmuskeln
deshalb besonders anstrengen (hierdurch kann ein falscher Umgang mit Bildern hervorgerufen werden sowie eine
Verkrampfung der Augen, die zu Sehproblemen in der Ferne führen kann).
Doch bei zusätzlicher Fehlhaltung
des Kopfes aufgrund einseitigem Hörvermögens kann sich aus meiner Beobachtung heraus eine
unterschiedliche Sehstärke der Augen entwickeln. (s.o.)
- Behandlung: Brille, um die Augenmuskeln zu entlasten (und vorbeugen?).
Seltene Ursachen für den Nystagmus:
Ich bin kein Mediziner, der die Zusammenhänge zwischen Augen und Ohren studiert hat,
sondern nur eine Mutter, die versucht hat, die Ursache(n) für das Augenzittern ihres Kindes herauszufinden.
Es ist schwierig, die angeborenen Probleme der Augen von Folgen aus Problemen der
Bogengänge des Innenohrs zu unterscheiden und getrennt zu betrachten. Um mich mit Ärzten kompetent
unterhalten zu können, habe ich Fachliteratur hinzugezogen und bin dabei auf einige interessante
Zusammenhänge gestoßen (die Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit):
Probleme im Gleichgewichtszentrum des Innenohrs (Bogengänge): Es entsteht ein vestibulärer
Nystagmus. Das Auge zittert beispielsweise nach rechts, während das linke Innenohr den Schaden hat.
- Behandlung: Dieses Zittern lässt sich durch Fixieren eines Punktes unterdrücken.
- Probleme im Gleichgewichtszentrum des Innenohrs (Bogengänge): Wenn ein Nystagmus durch eine
bestimmte Körperhaltung (Drehen, Rückwärtsbewegung, Rechtslage...)
ausgelöst werden kann, ist das vestibuläre Zentrum des entgegengesetzten
Ohres vielleicht nicht in Ordnung.
- Behandlung: Solche Probleme lassen sich bei Kindern oft durch Training kompensieren, d.h. langsame
behutsame Gewöhnung an die Schwindel auslösende Bewegung.
- Probleme im Gleichgewichtszentrum des Innenohrs (Bogengänge): Bei Spülung des äußeren
Gehörgangs wird ein Nystagmus ausgelöst. Er unterscheidet sich von der Augenbewegung bei
einem gesunden Innenohr. Das erklärt vielleicht,
warum unser Sohn Panik bekommt, wenn er unter der Dusche steht.
- Behandlung: langsame Gewöhnung und Schutz der Ohren beim Duschen.
- Probleme im Gleichgewichtszentrum des Innenohrs (Bogengänge):
Wenn das Körpergleichgewicht
einseitig schlecht ist (Axel tritt beim Mauerlaufen immer rechts neben die Mauer), ist auch dies ein Zeichen
für eine Störung des Gleichgewichtszentrums des gegenüberliegenden Innenohrs.
- Behandlung: Kompensation ist möglich durch viel Balancieren.
-
Probleme des Gleichgewichtszentrums des Innenohrs (Bogengänge): Axels schiefe Kopfhaltung -
ursprünglich Folge der stärkeren Hörprobleme des linken Ohres bei
Schnupfen und Paukenerguss - ist inzwischen wahrscheinlich auch durch eine Störung
in den Bogengängen gefestigt.
- Behandlung: Krankengymnastik, um die Probleme kompensatorisch durch Training zu bekämpfen.
Die Bogengänge des Innenohrs liegen normalerweise sehr geschützt hinter
dem Mittelohr und sind durch viele Knöchelchen (knöchernes Labyrinth der Felsenbeinpyramide) und
das vestibuläre Fenster von diesem getrennt. Paukenergüsse und Mittelohrentzündungen
können nicht so einfach auf diesen Bereich übertreten. Ob durch die vielen langen Infekte
oder während der viel zu späten Paukenröhrchenoperation
doch Giftstoffe durch das vestibuläre Fenster in die Bogengänge gedrungen sein und dort die
Flüssigkeitskonsitzenz und deren Wirkung verfremdet haben kann, darüber wagen die Ärzte
nicht zu spekulieren. Ob sich die Flüssigkeit in den Bogengängen wieder regenerieren kann,
oder ob sie sich weiter verschlechtern wird - auch wenn keine weiteren langen Infektionen einen solchen
Prozess behindern würden -, darüber habe ich weder Informationen in dem Buch, noch bei Nachfrage
der Ärzte gefunden. Ob die Nervenstränge, die von dort zu den Augen führen,
geschädigt sind oder immer noch nur auf die falschen Impulse der Bogengänge reagieren, weiss
ich nicht. Offensichtlich hat Axel Probleme in einem echten Randgebiet der Medizin.
Das Runde Fenster, das die Hörschnecke vom Mittelohr trennt, ist noch kleiner als das
ovale vestibuläre Fenster und ebenfalls zusätzlich durch diese Knöchelchen geschützt.
- der blickparetische Nystagmus: Wenn ein Auge abgedeckt wird, entsteht eine
Einschränkung in der Blickrichtung,
d.h. das Kind kann das Auge nicht ruhig in diese Richtung wenden, es beginnt zu zittern. Dieser Nystagmus
ist durch ein Augenproblem verursacht.
- Behandlung: Dieser Nystagmus ist angeboren (und kann somit nicht behandelt werden? !)
- Pendelnystagmus: Durch Fixierung eines Punktes wird der Nystagmus verstärkt.
Wenn also Kinder mit Down-Syndrom immer wegschauen, anstatt hinzuschauen, kann es eine solche Ursache haben.
- Behandlung: Das ist eine angeborene Form des Nystagmus (und kann somit nicht behandelt werden? !)
Aber für die Eltern wäre es wichtig, dieses zu wissen, denn es bedeutet, dass das Kind hinschaut, wenn
es wegschaut!
(Sabine Häusler)
Literatur: A. Berghaus, G.Rettinger, G. Böhme: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Hippokrates Verlag Stuttgart 1996
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